Der Dr.-Leopold-Lucas-Preis 1997 wird dem Erzbischof und Metropoliten von Gnesen/Gniezno (Polen), Prof. Dr. Henryk Muszynski, verliehen. Der mit 60.000 DM dotierte Dr. Leopold-Lucas-Preis würdigt alljährlich hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Theologie, der Geistesgeschichte, der Geschichtsforschung und der Philosophie und ehrt dabei Persönlichkeiten, die zur Förderung der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern wesentlich beitragen und sich durch Veröffentlichungen um die Verbreitung der Toleranz verdient gemacht haben.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören namhafte Persönlichkeiten wie Karl Rahner, Kurt Scharf, Sir Karl Raimund Popper, Leopold Senghor und der XIV. Dalai Lama. Die Auszeichnung wurde 1972 von Generalkonsul Franz D. Lucas, Ehrensenator der Eberhard-Karls-Universität, zum 100. Geburtstag seines in Theresienstadt umgekommenen Vaters, des jüdischen Gelehrten Rabbiner Dr. Leopold Lucas, gestiftet. Die Evangelisch-Theologische Fakultät vergibt den Preis im Namen der Uni-versität Tübingen.
Der Dr. Leopold-Lucas-Preis 1997 wird Erzbischof Prof. Dr. Henryk Muszynski in Anerkennung seiner Bemühungen um das Gespräch zwischen Polen und Juden und in Würdigung seines Engagements bei der Einführung judaistischer Studien an katholisch-theologischen Ausbildungsstätten in Polen verliehen. Die Preisverleihung findet am 13. Mai 1997 statt.
Der Preisträger des Jahres 1997, Erzbischof Prof. Dr. Henryk Muszynski, war Ordinarius für Bibelwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Akademie in Warschau, bevor er Erzbischof und Metropolit von Gnesen/Gniezno wurde. Er ist Initiator und Präsident des katholischen Instituts für die Beförderung des jüdisch-christlichen Dialogs in Warschau und Vorsitzender der Kommission des polnischen Episkopats für das Gespräch mit den Juden. Mit großem Engagement und gegen erhebliche Widerstände hat Erzbischof Muszynski für die polnisch-jüdische und polnisch-israelische Verständigung Bahnbrechendes geleistet und war dabei auch Anfeindungen ausgesetzt.
Als Wissenschaftler hat sich Muszynski, der längere Zeit an der Qumran-Forschungsstelle der Universität Heidelberg gearbeitet hat, besonders in der Qumran-Forschung und in alttestamentlicher Bibelauslegung einen Namen gemacht. 1973 wurde er am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom mit einer Arbeit über "Fundament, Bild und Metapher in den Handschriften aus Qumran" promoviert (erschienen 1975). Seitdem hat er überdies zahlreiche Bibelkommentare verfaßt.
Presse MAIL (michael.seifert@uni-tuebingen.de)
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